Herren aller Länder

Macht euch die Erde untertan“, so sagt es die Bibel ganz am Anfang, als sie sich mit der Erschaffung des Menschen befasst. Wenn wir aber genauer schauen, in welchem Zustand wir die Erde von einer Generation zur andren weitergeben, dann mögen einen schon Zweifel beschleichen, ob wir dem gewaltigen Auftrage Gottes angemessen nachkommen. Auf der Habenseite sind die großen menschlichen Errungenschaften, das Penicillin beispielsweise, oder der Computer. Oder das Rad. Auf der anderen Seite der Plastikmüll, das Verschwinden ganzer Arten, Ressourcen und möglicherweise der Menschheit. Was machen wir falsch? Je mehr wir werden, desto dringlicher stellt sich diese Frage.

Ausgerechnet ein Alttestamentler, Kim Strübind von der Uni Oldenburg bringt es auf den Punkt: „Corona bestätigt, was ich – auch hier- schon gelegentlich gegen die anthropozentrische Hybris gesagt habe: Die „Herren“ über die Welt sind nicht wir, sondern Viren, Keime und Pilze. Das ist der eigentliche kollektive Erkenntnisgewinn aus der Krise. Nicht Kognition und Reflexion, sondern die Information ist für die großen formativen Prozesse auf unserem Planeten verantwortlich. Zumindest langfristig.“

Es liegt also an mangelnder oder fehlender oder falsch verarbeiteter Information, dass wir mit dem Herrschen nicht voran kommen, den göttlichen Auftrag nicht adäquat umsetzen, besser: der Verheißung, Gottes Ebenbild zu sein, im Wege stehen. Viren beziehen ihre Information aus der Zukunft, auf die sie stoßen; und sie passen sich an. Menschen empfinden das als Wagnis und große Hürde; konsequenter Weise beschäftigen wir uns lieber mit Bildern aus der Vergangenheit. Auch die großen Reformerfiguren der Gegenwart sind zumeist konservative Traditionalisten, die das Wagnis der Information aus der Zukunft scheuen. Deshalb ist uns gesagt: „Wer beim Pflügen zurückschaut ist nicht geschickt für das Reich Gottes.“

Glauben ist wagen. Ist Information aus der Zukunft, die so schrecklich wie das Vergangene nicht sein kann; denn Gott kommt uns entgegen. Nimmt Gestalt an aus dem Nichts, fordert uns heraus und bleibt, wenn wir uns anpassen.

Hilde Domins großes Wort drängt sich mir auf:
„Ich setzte den Fuß in die Luft und sie trug.“

Über bikerpfarrer

Beauftragter der Ev. Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz für die Arbeit mit Motorradfahrenden. www.ekbo.de
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