Recht muss doch Recht bleiben

„Recht muss doch Recht bleiben und ihm werden alle frommen Herzen zufallen.“
So sagt es am heutigen 2.3.2020 die Tageslosung der Herrnhuter Brüdergemeine. In einer anderen Übersetzung von Psalm 94,15 wird das Gemeinte verdeutlicht: „Zur Gerechtigkeit wird zurückkehren das Recht und hinter ihm her alle, die von Herzen aufrichtig sind.“
Erstens ist das eine hilfreiche Erklärung, was unter „fromm“! verstanden werden kann. Zweitens wird deutlich, dass es zweierlei Recht geben kann; eines unter einer Rechtsprechung, die sich mehr und mehr der Ungerechtigkeit verschrieben hat. Siegerjustiz, Mehrheitsvoten, Klassenrecht und vieles mehr muss nicht notwendig Gerechtigkeit enthalten. Sondern folgt zeitgeistlichen oder anderen Interessen und Ideen, die gerade dran zu sein scheinen. Das lässt sich veranschaulichen, wann immer neue Gesetze erlassen werden. Denn dann wird in den Lesungen zuvor gerungen um Gerechtigkeit.
Es gibt zweierlei Recht, eines davon dient der Gerechtigkeit.
Ich singe hier schon ein Loblied auf unser deutsches Grundgesetz, welches damit beginnt, dass die Unantastbarkeit jedes Menschen verankert ist in einem Grund außerhalb des Menschen selbst. Diesen Grund nenne ich Gott.
Diesen Grund spricht oder fleht auch der/die Betende an, welcher und welche den Psalm 94 rezipiert. Kein Gott der persönlichen Beliebigkeit, „denn viele denken, sie sind frei, weil sie machen können, was sie wollen, und merken doch nicht, dass sie ihre Diktatur in sich tragen“ (Ernesto Cardenal). Sondern ER ist ein Gott der überwältigenden Gotteserfahrung. Wenn es um Gott geht, dann immer um den ganzen Gott; wenn es um Gott geht, dann geht es immer ums Ganze.
Deswegen gebe ich hier den ganzen Psalm 94 zu lesen, in dessen Mitte sich unsere heutige Tageslosung verbirgt. Ich zitiere nach der Elberfelder Übersetzung:

Psalm 94
1 Gott der Rache, HERR, Gott der Rache, strahle hervor!
2 Erhebe dich, Richter der Erde, vergilt den Hochmütigen ihr Tun!
3 Bis wann werden die Gottlosen, HERR, bis wann werden die Gottlosen jubeln,
4 übersprudeln, Freches reden, werden sich rühmen alle Übeltäter?
5 Dein Volk, HERR, zertreten sie, dein Eigentum bedrücken sie.
6 Die Witwe und den Fremden bringen sie um, die Waisen ermorden sie.
7 Sie sagen: Jah sieht es nicht! Der Gott Jakobs merkt es nicht!
8 Habt Einsicht, ihr Unvernünftigen unter dem Volk! Ihr Toren, wann werdet ihr verständig werden?
9 Der das Ohr gestaltet hat, sollte der nicht hören? Der das Auge gebildet hat, sollte der nicht sehen?
10 Der die Nationen unterweist, sollte der nicht zurechtweisen? – er, der Erkenntnis lehrt den Menschen?
11 Der HERR kennt die Gedanken des Menschen, dass sie ein Hauch sind.
12 Glücklich der Mann, den du züchtigst, Jah, den du belehrst aus deinem Gesetz,
13 um ihm Ruhe zu geben vor den bösen Tagen, bis dem Gottlosen die Grube gegraben wird!
14 Denn der HERR wird sein Volk nicht verstoßen, er wird sein Eigentum nicht verlassen.
15 Denn zur Gerechtigkeit wird zurückkehren das Recht und hinter ihm her alle, die von Herzen aufrichtig sind.
16 Wer wird für mich aufstehen gegen die Übeltäter? Wer wird für mich auftreten gegen die, die Böses tun?
17 Wäre der HERR mir nicht eine Hilfe gewesen, so hätte wenig gefehlt, und meine Seele hätte im Schweigen gelegen.
18 Wenn ich sagte: Mein Fuß wankt!, so unterstützte mich deine Gnade, HERR.
19 Als viele unruhige Gedanken in mir waren, beglückten deine Tröstungen meine Seele.
20 Sollte mit dir verbündet sein der Thron des Verderbens, der Unheil schafft gegen die Ordnung?
21 Sie rotten sich gegen die Seele des Gerechten zusammen, und unschuldiges Blut sprechen sie schuldig.
22 Doch der HERR wurde mir zur Burg, mein Gott zum Fels meiner Zuflucht.
23 Er lässt ihre Ungerechtigkeit auf sie zurückfallen, und in ihrer Bosheit wird er sie zum Schweigen bringen. Zum Schweigen bringen wird sie der HERR, unser Gott.

Über bikerpfarrer

Beauftragter der Ev. Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz für die Arbeit mit Motorradfahrenden. www.ekbo.de
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Eine Antwort zu Recht muss doch Recht bleiben

  1. GerdEric schreibt:

    Das recht Gottes oder das Recht, das sich Menschen gemacht haben ?

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