Von Yvonne Jennerjahn (epd)
Pilgerfahrt mit PS: In Berlin will am kommenden Samstag eine Gruppe Männer und Frauen zum Jakobsweg nach Santiago de Compostela aufbrechen – mit dem Motorrad. Die erste Etappe führt durch Brandenburg und weiter bis nach Erfurt.
Berlin (epd). Der Jakobsweg fasziniert viele Menschen. Nun haben sich in Berlin 18 Biker zusammengetan, um die Pilgertour mit dem Motorrad zu bewältigen. Über Würzburg, den Bodensee, den Genfer See, Le Puy und Lourdes soll es über die Pyrenäen nach Galizien im Nordosten Spaniens gehen. Nach zwei Wochen auf den Maschinen und mehr als 3.000 Kilometern wollen sie am 25. August in Santiago de Compostela ankommen.
Die Idee gehe auf einen Hamburger Motorradpastor zurück, der die Tour schon einmal alleine gemacht habe, erzählt Motorradpfarrer Bernd Schade von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, der die Pilgerfahrt organisiert. „Aber sie hat noch andere Wurzeln.“
Er selbst mache mit einigen anderen Begeisterten seit 2010 regelmäßig Motorradreisen auch mit kirchlichem Programm, erzählt der 58-jährige Theologe. Doch diesmal soll es etwas ganz Besonderes werden. „Es ist die erste Motorradwallfahrt aus Berlin“, sagt Schade. Und die sei als meditative und spirituelle „Entschleunigungstour“ angelegt, nicht als Geschwindigkeitsrausch im Sattel.
„Wir fahren besinnlich, mit Meditationen und Andachten, auch mit Schweigezeiten“, sagt Schade. „Wir stellen die Selbsterfahrung in den Mittelpunkt, nicht den Fahrspaß und das Motorrad.“ Ganz langsam soll es zwar nicht zugehen. „Wir wollen keine Hindernisse sei“, betont Schade. Aber es seien viele Pausen vorgesehen, bei denen auch Kirchen aufgesucht, Andachten gehalten und geistliche Gesänge angestimmt werden sollen.
Dass man auch als Bikergruppe pilgern kann, ist für den Pfarrer, der seit 1998 Beauftragter der evangelischen Landeskirche für die Arbeit mit Motorradfahrern ist, keine Frage. Zu Fuß unterwegs zu sein, bedeute nicht unbedingt Ruhe und Langsamkeit, sagt Schade. Da gehe es mitunter auch laut und anstrengend zu.
Die Wallfahrt soll auch eine religionsübergreifende ökumenische Reise werden. „Wir sind eine gemischte Gruppe“, erzählt Schade. Nicht nur evangelische und katholische Bikerinnen und Biker wollen am Samstag zu der Tour aufbrechen. „Wir haben auch einen Atheisten und einen Mormonen dabei.“ T-Shirts mit den Tour-Daten auf dem Rücken sind als verbindende Reisekleidung eingeplant. Und für die Motorräder sollen noch Aufkleber besorgt werden, damit die Pilgergruppe auch zu erkennen ist.
Er selbst sei der einzige Pfarrer der Truppe, erzählt Schade. Die anderen kämen aus der IT-Branche, aus der Baubranche und aus anderen Berufen. Auch vom Motorradladen, an dem die Reise starten soll, kommt jemand mit. „Wir alle freuen uns auf Nordspanien, auf den eigentlichen Pilgerweg“, sagt der Motorradpfarrer. Doch mit dem wird es dann etwas schwierig: „Wir können nicht direkt auf dem Weg fahren, sondern nur ein Stück abseits.“
Wer unterwegs dazustoßen will, sei willkommen, betont der Pfarrer. Nur Unterkünfte müsse man sich dann alleine suchen. Auch der Rückweg aus Santiago de Compostela wird individuell organisiert. Einen Wunsch hat Bernd Schade noch vor der Abfahrt: „Ich würde mich freuen, wenn uns in Berlin möglichst viele Motorradfahrer verabschieden.“
(Veröffentlichung nur im Rahmen der mit unseren Beziehern geschlossenen Verträge.)
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